Die Gesandten des Teufels

Was soll man machen? So ist das Leben. Kann man nichts ändern. Ha, wenn’s Wetter so ist …

„War es schlimm?“, fragte mich heute jemand. Nein, es war wunderschön, ich wüsste gar nicht, was ich ohne diese Aufgabe täte, sagte ich. Der Kenner sieht die Ironielampe leuchten. Zehnmal 1.000 Meter in 3:28 waren vorgestern. Gestern waren 45 min flott mit anschließendem Krafttraining, heute 12 Kilometer im Marathontempo, morgen 65 Minuten ruhig, am Sonntag 35 Kilometer LSD. Das sind die Gesandten des Teufels. Sie wollen, dass es mir schlecht geht. Sie wollen, dass ich die Hölle kennenlerne, sie locken mich ins Fegefeuer. 95 Kilometer in fünf Tagen. Mit Muskelkater in die Tempoeinheit und mit Muskelfeuer in den 35 Kilometerlauf, den längsten des Trainingsplans.

Fegefeuer in den Muskeln, Hölle im Kopf, Teufel an den Hacken. So geht es durch den Tiergarten. Entlang am Landwehrkanal und der Spree. Ich reiße mich zusammen, nicht sofort ein kühlendes Bad zu nehmen. Das Fegefeuer ist zu heiß und die Hölle im Kopf kotzt mich an. Was mache ich hier? Was soll das? Stoppen, sitzen schreit es überall aus mir raus. 3:55 min pro Kilometer ist schnell, das weiß ich. Mit Muskelkater kommt es mir noch schneller vor. Gutes Training tut nicht weh. Ja. Stimmt. Der rechte kleine Finger tut nicht weh.

Als Trick schiele ich nur aufs Tempo. Ich weiß in der Zwischenzeit, an welcher Stelle die 12 Kilometer vorbei sind und betrachte deswegen lieber nicht die Entfernung. Es ist leichter für mich, zu wissen, bis wohin ich noch rennen muss als wie lange. Ah! Heureka. Deswegen ist der Marathon auch so ein Kindergeburtstag. Ich muss zum Brandenburger Tor und kann es dann ausrollen lassen. Das weiß ich schon jetzt. Super. Und weshalb trainiere ich dann? Weshalb begebe ich mich in die Hände der Teufelsgesandten? Habe Fegefeuer und Hölle dabei?

Keine Ahnung. Herr-lass-Abend-werden-Freitag. Der Teufel kann es kaum erwarten, mich am Abgrund zu sehen, kotzend in der Hölle, schmelzend und zitternd, mit qualvollem Gesicht. Doch der Herr hat ein Erbarmen. Er lässt es auch heute Abend werden. Und ich fange an, dran zu glauben, dass man Muskelkater doch weglaufen kann.

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