Der Herr segne den Freitag

Jetzt ist es soweit. Das Wettkampftempo geht. Drei Minuten und fünfundfünfzig Sekunden pro Kilometer.

Das sei flottes Marschtempo beim Militär. Mit Gepäck. Sagt Manfred. Der muss es wissen. Der war beim Militär. Gut fünfzehn Kilometer pro Stunde mit dreißig Kilo Gepäck. Das möchte ich sehen. Ich trainiere wie ein Berserker. Seit Monaten. Einhundertzwanzig Kilometer pro Woche. Und der Zeitsoldat rennt das nach dem Frühstück. Bis zum Mittagessen.

Ach so. Da war ja noch die Distanz. Zweiundvierzig Komma eins neun fünf mal drei Minuten und fünfundfünfzig Sekunden am Stück. Ohne Gepäck zwar aber auch ohne Pause. Dafür auch nach dem Frühstück und vor dem Mittagessen. So soll das sein. Am siebenundzwanzigsten September. Ohne Stiefel. Aber mit Schuhen. Soll ja Leute geben, die das ohne Schuhe machen. Ich zieh lieber welche an.

Heute waren es zweimal sieben Kilometer á drei Minuten und fünfundfünfzig Sekunden. Das ist hart. Aber es ging. Mit nur ein bisschen Atemnot. Ganz langsam steigt die Zuversicht, dass es doch möglich sein kann, zweiundvierzig Komma eins neun fünf mal drei Minuten und fünfundfünfzig Sekunden pro Kilometer am Stück zu laufen. Ist ja auch erst das zehnte Mal, dass ich das versuche.

Zehn mal und immer die gleichen Anfängergedanken. Gehen die auch mal weg? Bei Kindern sagt man, dass sie nur einmal auf die heiße Herdplatte fassen müssen und es dann für ihr Leben gelernt haben. Herdplatte gleich Aua. So einfach. Training gleich Marathon. Könnte so einfach sein. Ist es auch. Ist es nicht. Richtig trainiert, nicht krank, nicht verletzt, Styroporrollen traktiert, AOK-Übungen gemacht, Kasperletheater alias Koordinationsübungen absolviert, gesund gegessen, Wettkampfgewicht angehungert, kein Alkohol, viel und gut geschlafen und alles ist klar? Ne ne. So isses einfach nicht.

Da ist ja noch das Wetter. Der Körper. Die Psyche. Alles Gegenspieler. Potenziell. Ich trainiere auch, um die mit ins Boot zu holen. Also den Körper und den Geist. Das Wetter ist eh immer gut in Berlin. Mens sana in corpore sano. Dann klappt’s auch mit dem Wettkampf.

Herr, es ist wieder Abend.

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