Ein Zeichen für: „Ich bin voll druff!“ ist, dass die Runden immer kürzer werden. Das liegt nicht daran, dass die Erde im Sommer austrocknet und schrumpft. Und das passiert schnell mit den Sandböden hier. In Berlin wird ja alles auf Sand gebaut. Also am Sand liegt es nicht. Ich laufe vermutlich schneller. Das ist wenigstens mal ein Erfolgserlebnis. Fett und faul bei minus 13 Grad Anfang Februar im Schneematsch, wenn man sich doch mal aufgerafft hat, zu laufen, nimmt die Runde mit allen Mikroabkürzungen 70 Minuten in Anspruch. Voll druff läuft man sie ohne Abkürzungen locker in 65 Minuten. Manchmal noch schneller, so dass noch ein kleiner Appendix im Park notwendig ist. Dort, wo das Gras vertrocknet ist, der Müll von den Raben verstreut und das restliche Grillfleisch von den Ratten verputzt wurde.
Ich frage mich dann immer, ob die 3 Minuten wirklich wichtig sind. Also beim Wettkampf nachher sind 3 Minuten ja Welten, aber hier so strebermäßig das Zeitpensum vollzumachen erscheint mir manchmal auch etwas albern. Fühlt sich halt gut an, den Plan erfüllt zu haben. Ich könnte auch wie in der DDR einfach 40 Minuten laufen und dann die rote Fahne hissen, aber wir sind ja hier jenseits des antikapitalistischen Schutzwalls. Mit einer roten Fahne gewinnt man keinen marktwirtschaftlichen Marathon. Da kommt raus, was man reinsteckt. Nicht mehr und nicht weniger. Also lauf, Du Sau und seien es nur 3 Minuten.
Es ist ja sicherlich auch etwas Psychologie in dem Ganzen. Habe ich davon eigentlich schonmal geschrieben? Wenn man schon beim Training dem Laissez-faire Einlass gewährt, wie sieht es denn dann im Wettbewerb aus? Die historische Mission der Läuferklasse besteht also darin, durch Trainingsfleiß den Schweinehund im Kopf zu töten oder zumindest zu lähmen. Das heißt: Planerfüllung nicht der Planerfüllung wegen, sondern des Schweinehundes wegen. Canis causa. Es heißt ja auch nicht Lauf, du Schwein oder gar lauf, du Hund.
Herr lass Abend werden.