Man denkt immer, so, fast geschafft. Jeder lange Lauf, der vorbei ist, bringt einen ein Stück näher an den Marathon, jedes Intervalltraining, das vorbei ist, macht es einem ein bisschen leichter und jede Tempoausdauereineit gibt einem die Souveränität bei Kilometer 36. Sind ja nur noch 7 Wochen. Das muss doch schon allmählich ins Tapering übergehen. Also mal bisschen runter vom Gas. Das Leben genießen.
Doch jeder gute Trainingsplan lässt einem wenig Zeit zum Durchatmen. Das muss so. Der Körper soll ja nicht abschlaffen, auch nicht nur den Status erhalten. Nein, er soll sich aufbauen. Stärker werden, schneller und härter.
Also muss man ihn fordern. Raus aus der Komfortzone. Es soll wehtun, sonst baut er ab, der schlaue Hund. Deswegen lässt die nächste harte Einheit auch nie lang auf sich warten. Und sie soll im Normalfall auch härter als die vorangegangenen sein. Intervalltraining oder Dienstag. Gleichbedeutend. Horror. Warum-tu-ich-mir-das-an-Tag. 3 Kilometer einlaufen. So langsam wie möglich, um den Horror hinauszuzögern. Dehnen, was keiner mehr macht, seit es Nudelhölzer aus Styropor gibt. Wärterin bezirzen. Sich bekreuzigen: das machen Italiener beim Studium der Sicherheitskarte im Flugzeug. Und los geht’s. 8 x 1000m in je 3:25 sollen es sein. Es werden gut 100 Sekunden mehr auf alle gerechnet. Man soll nicht weniger Intervalle machen als im Plan stehen, im Notfall lieber „etwas Tempo rausnehmen“. Ich entscheide mich für den Notfall.
Sind auch erst 36 Stunden her, dass ich meinen langen Lauf beendet habe. Fehlen 8 Stunden Regeneration. Da darf ich das. Beim letzten geb ich nochmal Gas. Eigentlich hab ich also noch Kraft. War es doch wieder nur der Schweinehund.