Ich liebe meine Kollegen

Wirklich. Aus vollem Herzen. Toll, dass sie da sind und mir Arbeit abnehmen. Und sie haben ja auch Verständnis für mich und meine Lauferei. Manchmal tun sie sogar so, als ob sie tatsächlich daran interessiert wären. Ich habe dann das Gefühl, ernst genommen zu werden und das brauche ich jetzt mehr denn je. Toll, dass sie da sind und mich ernst nehmen und mir Freiraum für den Tag der Tage geben. Danke. Danke. Danke.

ABER! Es ist Erkältungszeit. Und jede laufende Nase und jede explosive Luftentladung macht mich völlig wahnsinnig. Können die mit den Erkältungen bitte nicht noch 6 Tage warten? Und können sie bitte so lange nicht mit mir reden, ja am besten mich nichtmal ansehen? Geht das bitte, ja? Nicht an mir vorbeigehen, nicht atmen und nicht berühren. Am besten krank melden. Sofort. Ich mach alles allein. Wann führen wir hier endlich den asiatischen Mundschutz ein? Das ist mal eine der wenigen guten Eigenschaften des Asiaten. Er hat genug Rücksicht, um sich bei ansteckenden Krankheiten zu isolieren. Mit einem Mundschutz aus Zellstoff.

Ein Schnupfen kann sich ja nur ausbreiten, wenn alle sich frank und frei ausniesen und aushusten. Ich nenne das Körperverletzung. Der nächste, der in meiner Nähe niest, wird angezeigt. Versuchter Totschlag. Ja. Nein. Das ist keine Übertreibung. Nachher bekomme ich eine Herzmuskelentzündung, kippe bei Kilometer 34 um und habe einen Herzstillstand. Und was bin ich dann? Tot. Reanimation innerhalb von 60 Sekunden müsste sein. Bei dem erhöhten Stoffwechsel und Sauerstoffbedarf des Hirns. 60 Sekunden. Und dann muss erst noch einer kommen, der das auch suffizient kann. Kein ehrenamtlicher Rettungssanitäter, der das vielleicht schon einmal an so einer Plastikpuppe geübt hat. Vor 23 Jahren. Nein. Das muss schon ein verdammt fitter Reanimateur sein. Und kommt der nicht in 60 Sekunden bin ich tot. Totgeschlagen von dem rücksichtslosen Nieser.

Also bin ich für das Einführen der Mundschutzpflicht in Deutschland. Dann gibt es auch keine toten Punkte mehr und keine Einbrüche. Das sag ich euch. Das können wir von den Asiaten lernen. Haruki Murakami ist ein großer Läufer. Er ist sogar schon 100 km gelaufen. Und nebenher schreibt er Bücher. Das könnte er nicht, wenn er ständig angeniest würde. Das gute asiatische Benehmen hat hier rein funktionale Gründe. Der Kranke hat die Pflicht, die anderen vor sich zu schützen. Er hat die Pflicht, seine tödlichen Bakterien nicht zu verstreuen. Er hat die Pflicht, sich zu isolieren. Und er nimmt diese Pflicht mit Respekt vor den anderen wahr. Es ist seine gesellschaftliche Pflicht, die Keime für sich zu behalten und sowohl die volkswirtschaftliche Leistung als auch die kulturgeschichtliche Entwicklung der Menschheit nicht zu gefährden.

Hatschi.

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