Laufen macht man allein

Neidischen Blickes schaue ich oft Pärchen hinterher, die gemeinsam laufen. Das sieht so freundlich, liebe- und ruhevoll aus. Ja gut, ich habe das auch schonmal gemacht. Aber das ist dann eher eine gemeinsame Unternehmung als ernsthaftes Training. Und wir sind ja hier nicht zum Spaß. Es wird ernsthaft trainiert, die Leistung verbessert und nur notfalls mal regeneriert.

So und da kommt der Ball ins Spiel. Genauso wenig wie es zwei gleiche Menschen gibt, gibt es zwei gleiche Leistungsstadien. Jemanden zu finden, der genau gleich trainieren kann und will, ist fast unmöglich. Es geht beim Tempo um Sekunden pro Kilometer. 4:35 min/km ist etwas ganz anderes als 4:50 min/km. Da werden ganz andere Systeme trainiert. 4:35 km/min ist bei mir schon flotter Dauerlauf, noch gut im aeroben Bereich aber schon nah am Kraftausdauertraining, während 4:50 min/km noch ruhiger Dauerlauf ist. Im Extremfall käme ich im 4:35er Tempo etwa 60 Kilometer weit im 4:50er Tempo sicherlich 90. Im Extremfall machen also 15 Sekunden 30 Kilometer aus.

Ja, und dann gibt es noch die Tagesform. Manchmal fühlt man sich bei 4:35 min/km gerade mal aus dem Regenerationsbereich rausgerutscht, mal keucht man im gleichen Tempo wie ein Alien, der auf Sigourney Weaver trifft. Und dann, ja dann soll man sich noch auf jemand anderen einstellen? In trauter Zweisamkeit fröhlich parlierend nebeneinander her trainieren? Mit jemandem, der gerade zufällig in der beschissensten Form seines Lebens ist, ansonsten aber gelegentlich mal große Marathons gewinnt oder mit jemandem, der eigentlich nur bis 5 km läuft, weil alles andere Mord ist, aber gerade von einer Tarantel gestochen wurde? Oder mit der Freundin, die heimlich trainiert hat, weil sie es einem mal so richtig zeigen will? Das ist alles so wahrscheinlich, wie ein Fünfer im Lotto. Insofern läuft man am besten allein. Zumindest dann, wenn man trainieren will.

Man schreibt auch allein drüber. Das Drüberschreiben ist also wie eine Tasse Kaffee in Dresden in die Elbe zu gießen und zu erwarten, dass in Hamburg jemand sagt: „Wow, da hat in Dresden aber jemand eine interessante Mischung reingekippt.

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