Oh Mann!

Ja ist es denn die Möglichkeit? 15 Kilometer auf dem Land, Kaiserwetter, 70 Höhenmeter und Platz 10. Normalerweise gewinnt man so etwas. Oder verliert wenigstens nur auf den letzten Metern gegen den Ersten oder von mir aus gegen den Vierten. Aber mit Ach und Krach den Elften geschlagen? Das geht nicht. Ich muss langsam in die Puschen kommen, sonst ist das Projekt 2:45 hoffnungslos gescheitert, schon bevor es begonnen hat.

Zwei Minuten und 18 Sekunden Rückstand habe ich auf den siebten Platz. Und der, meine lieben Leserinnen, gehört einer Frau. Gut, es ist eine außerordentlich talentierte und auch sehr junge Frau. Aber es ist eine Frau! Nicht, dass ich nicht schon oft gegen Frauen verloren hätte, aber das war immer bei größeren Straßenläufen. So ein kleiner, wunderschöner Landlauf an Seen und durch Wald wird normalerweise nicht mit einer Niederlage gegen eine Frau beendet.

Jetzt habe ich mich um Kopf und Kragen geschrieben. Da komme ich nicht wieder heraus. Würde ich mich selbst geiseln und meine furchtbar schlechte Leistung deklamieren, schmälerte ich gleichzeitig die Leistung dieser jungen, unglaublich talentierten und sensationell trainierten Frau. Würde ich schreiben, dass ich den Wettkampf nur als Tempodauerlauf genutzt habe, löge ich unverschämt. Würde ich in Lobhudelei versinken, bezichtigte man mich des krampfhaften Gut-Verlierertums und des zwanghaft politisch korrekten Gender-Wahns.

Ich halte also meine Klappe und verneige mich vor der Leistung dieses Menschen, der zufällig weiblich ist. Lediglich zu erwähnen wäre noch, dass es keine zwei Minuten und 18 Sekunden sind, denn Mann und Frau werden im Sport zu Recht mit zweierlei Maß gemessen. Es sind also mindestens fünf geschlechtskorrigierte Minuten, über die wir reden. Mindestens. Fünf Minuten auf 15 Kilometer, das sind 20 Sekunden pro Kilometer. Also 3:50 statt 4:10 min/km. Das ist leider eine Welt. Oder eher zwei.

Ich verneige mich auch vor den acht Menschen, die zufällig männlich sind und vor mir ins Ziel kamen.

Verdammt.

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