… geht es wieder los.
Wir erinnern uns: Es geht um 165 Minuten. Und um knapp 24.000.000 Minuten. So lange lebe ich nämlich schon. Und das macht sich halt langsam bemerkbar. Nicht nur an meiner hinzukommenden Leseschwäche, von der ich immer noch erwarte, sich mit der angeborenen Fernsehschwäche zu neutralisieren. Die intellektuellen Fähigkeiten hatten auch schon mehr Gegenwind und last but not least unterliegen die ohnehin spärlich vorhandenen schnellzuckenden Muskelfasern einem Schwund, der spätestens am Brandenburger Tor in einen lagerglühenden Leerlauf münden wird. Hamsterrad on fire.
Er schreibt also wieder. Er sitzt vor dem leeren Bildschirm. Er weiß nicht, was er noch alles erzählen kann. Vom Laufen. Wovon redet er, wenn er vom Laufen redet?
Von Qualen. Vom Warum. Vom Zwang. Von Gewohnheit. Von Ersatzbefriedigung. Von Sucht. Von Askese.
Nicht vom Hochgefühl. Nicht vom Abschalten. Nicht vom Rhythmus. Nicht von freien Gedanken. Nicht vom Flow. Nicht von Genuss. Nicht von Leichtigkeit.
Ich habe mir eine neue Laufuhr angeschafft. Beim letzten Batteriewechsel vor zwei Jahren schrieb mir Polar schon, dass ich mir doch bitte eine neue Uhr kaufen solle, denn sie könnten weder eine Garantie für die ausgetauschte Batterie übernehmen, noch die Uhr überhaupt noch reparieren. Muss man aber auch nicht. Zehn Jahre hat sie einwandfrei funktioniert und tut es auch jetzt noch, nur liegt sie gerade tatenlos in der Schublade, um der neuen Uhr die Manege zu überlassen.
Ich kann jetzt immer am Computer und am berührungssensitiven Fernsprechapparat sehen, wo ich gelaufen bin. Wo und wann und wie schnell und mit welchem Puls. Ich kann sogar sehen, wie gut oder wie schlecht ich geschlafen habe und ich kann sehen, wie viele Schritte ich gemacht habe. Das ist unglaublich toll und unglaublich unnötig. Und unglaublich überwacht. Fehlt eigentlich nur noch Reinhard Meys Balkencode am Schniedel.
Will also sagen: Hört auf zu lesen. Es kommt nix Neues. Nichtmal die Uhr hat viel Neues. Außer GPS und Schlafanalyse. Same procedure as every year. Der Läufer ist tot, es lebe der Läufer.