So etwa 15 Jahre läuft man ungestört vor sich hin. Also diese 15 Jahre mit leicht zwanghaft strukturiertem Training und dem Willen, die nicht erreichbare Zielzeit zu erreichen. Die gesetzte Zielzeit aus jungen Jahren, die – mal ehrlich gedacht – immer unerreichbarer wird. Selbst wenn man den Winter zwanghaft strukturiert durchtrainieren könnte. Aber auch das wird einem verwehrt. Sogar wenn man wollte, dürfte man nicht, denn das allerneueste Siemens Tesla-3 Magnetom Lumina MRT sagt, dass da was gerissen ist. Was Wichtiges. Was Langwieriges. Was langsam Heilendes. Acht Wochen Pause, sagt der Herr Professor. Gut sage ich, zwei Wochen sind ja schon rum seit dem dritten Wiedereinriss. Nene sagt der Professor, acht Wochen seit Bild. Mindstens! Scheiße, sagt der Patient.
Acht Wochen Laufpause. Das hört sich für einen Normalmenschen ganz normal an. „War ja vielleicht auch bisschen viel mit dem Laufen.“, „Ne Pause tut dir auch mal ganz gut.“ oder „Der Körper holt sich seine Auszeit!“ sind so die hilfreichen Kommentare der Menschen um einen herum, die man auf jeden Fall dringend hören will. Da ist es wieder, das Gefühl: niemand versteht mich. Der Läufer an sich wird nicht verstanden.
Acht Wochen sind doch schneller rum als gedacht. Ja. Der Trainingsstand ist noch schneller weg. Das braucht keine acht Wochen. Das geht schon in vier. Tagen. Super. Alles fucking super. Alles fucking normal. I fucking hate it.
Aber ja, es stimmt. Acht Wochen sind keine Ewigkeit und acht Wochen Laufpause – nach zwei Wochen darf ich auch wieder radeln – gehen schon rum. Ich freue mich so sehr auf den ersten Lauf. Der ist zwar erst in sechseinhalb Wochen, wenn (das ist ein „if“) der Heilungsprozess vom Tesla-3-Unbestechlich bestätigt wird, aber das Gefühl wird wahnsinnig toll sein. Wahrscheinlich ist es der erste richtige Frühlingstag und ich freue mich, dass ich 5 Kilometer im Sechsminutentempo und einer Pulsfrequenz von 155 im Durchschnitt schaffe. Und dann sind es noch sechseinhalb Monate bis zum Marathon.
Wein schmeckt gut. Wenn er gut ist.